Ursula Grosers Arbeiten kreisen um eine der zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft – das komplexe Verhältnis zwischen Individuum und Masse. Kein Autor hat die destruktiven Auswirkungen des menschlichen Herdentriebs so eingehend untersucht wie Elias Canetti in seinem 1960 erschienenen Standardwerk Masse und Macht. „Canetti beschreibt unter anderem vier charakteristische Eigenschaften der Masse: Die Masse will immer wachsen. In der Masse herrscht Gleichheit jedes Einzelnen. Die Masse liebt Dichte. Die Masse braucht Richtung. Die Prinzipien Wachstum, Gleichheit und Richtung sind auch wesentliche Aspekte in meinen Rauminstallationen“, so Ursula Groser (Ausstellungskatalog Ursula Groser Gefüge, RLB Atelier Lienz, 2013, S. 4). Neben anderen theoretischen Schriften, die sich mit dieser vielschichtigen Thematik befassen, dienen ihr auch Abläufe in der Natur als Inspirationsquelle. In diesem Zusammenhang ist auch die dreiteilige Fotoarbeit Autolyse (2013) zu sehen. Sie zeigt einen Schopftintling, einen sehr kurzlebigen Speisepilz, der zur Verbreitung seiner Sporen eine schwarze, tintenartige Flüssigkeit produziert und sich dabei, wie der Werktitel bereits verrät, selbst auflöst. Pilze bilden im Waldboden riesige Netzwerke, über die unterschiedliche Pflanzen Nährstoffe austauschen. Netzwerkartige Strukturen, das Ineinanderfließen von einzelnen Elementen wie letztlich auch die Auflösung des Individuums in der Masse greift die Künstlerin in ihren Arbeiten in unterschiedlichen Formen immer auf. Neben Rauminstallationen und Skulpturen aus einfachen, alltäglichen Gegenständen spielt besonders das bewegte Bild eine wichtige Rolle. In ihrer Videoarbeit Panopticon (2015) bewegen sich unzählige, winzige schwarze Figuren in einem Raster kreuz und quer, mal sich lockernd, dann wieder ballend. Die unaufhörliche, scheinbar ziellose Bewegung menschlicher Silhouetten wirkt durch die musikalische Untermalung fast hypnotisierend. Vor allem aber eröffnet der Titel in Anspielung an die zunehmende Überwachung im öffentlichen Raum wie auch die Beobachtung und Auswertung unserer digitalen Spuren beklemmende Gefühle.
Silvia Höller
In Reih und Glied
Ursula Groser bedient sich in ihren Objekten, Skulpturen, Fotografien und Installationen einer Formensprache, deren Vokabular als organischen Ursprungs bezeichnet werden kann. Das Organische ist in ihren Arbeiten allgegenwärtig, sei es als Simulakrum (als künstlich erzeugtes Bild, das als Kopie eines nicht vorhandenen Originals verstanden wird), als Anspielung auf existierende Organismen oder als Andeutung des (menschlichen) Körpers. Die offensichtliche Lust am Experimentieren mit organischen Ausdrucksformen ist bei Groser jedoch niemals reiner Selbstzweck. Organische Formen sprechen uns meist unmittelbar an und rufen je nach Erscheinungsbild und/oder körperlicher Präsenz unterschiedliche Reaktionen wie Ekel, Angst, Lust etc. hervor. Organismen sind zugleich eine der grundlegenden Organisationsformen, die in der Natur vorkommen. Deren Struktur baut auf die selbsttätige Verbindung von Zellen auf und deren Existenz setzt die Fähigkeit von Wachstum und Transformation voraus. Eben diese prozessuale Qualität organischer Strukturen sowie ihre Selbstreferenzialität macht sich Ursula Groser in ihrer Kunst zunutze, um ihre „Organismen“ als Kommunikationsmedien für eine Kritik an zeitgenössischen gesellschaftlichen (und auch politischen) Zuständen einzusetzen.
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Toni Knapp Haus Schwaz
KOMPLIZEN*SCHAFT
Eröffnung: 18.06.2025, 19 Uhr
Toni-Knapp-Haus, Schwaz, Burggasse 16
Weitere Veranstaltungen:
Art Breakfast: 05.07.2025, 10–12 Uhr
Finissage: 19.07.2025, 18 Uhr
Öffnungszeiten: 20.06.–19.07.2025
Freitag bis Sonntag, 17–19 Uhr
Gergö Bankuti
Ursula Groser
Ina Hsu
Stèf Belleu
Susanne Liner
Meller Milena
mΛt∫
Nora Schöpfer
Albin Schutting
Elisabeth Schutting
Michelle Schmollgruber
Juri Velt
https://www.komplizenschaft.at/
PARALLEL VIENNA 24
Ursula Groser - Barbara Huber - Andreas Holzknecht - Milena Meller - Gertrude Moser-Wagner - Michaela Niederkircher - Christine S. Prantauer - Lina Schöpfer - Nora Schöpfer - Elisabeth Schutting
Altarraum der Pfarrkirche St. Nikolaus
Neugestaltung: Ursula Groser (Künstlerin) und Nina Hambrusch (architekturstudiosymbiotic)
Treffpunkt: Pfarrplatz 1, 6060 Hall in Tirol
Es führen: Ursula Groser, Nina Hambrusch
Hall in Tirol: Substanz und Perspektive
Kurzführungen zu jeder vollen Stunde in unterschiedlichen Transformationsprojekten
führungen
Fr, 07.06.2024
16:00 – 18:00 Uhr
Ursula Groser | the fourth Shift
Retroperspektive 25a/50y
01.03.2024 - 14.03.2024
Mathoi-Haus Schwaz
Eröffnung: Freitag 1. März 2024 ab 19.00 Uhr
https://www.mathoi-haus.at
„If failure was a color what color would it be?“
Unschärfe ist eine Form der Abstraktion, Unschärfe leistet Widerstand und beansprucht Aufmerksamkeit.
150 Fineart-Prints auf Hahnenmühlepapier, 14 x 14 cm
ECOLOGIES OF CARE I Kunstpavillon
Ursula Beiler, Katharina Cibulka, Elisabeth Daxer, Sarah Decristoforo, Carola Dertnig, Margarethe Drexel, Robert Freund, Robert Gfader, Ursula Groser, Bernhard Hetzenauer, Gustavo Juárez, Stefan Klampfer, Maria Peters, Maria Romay, Nora Schöpfer, Richard Schwarz, Charlotte Simon, Miriam Tiefenbrunner, Wolfgang Tragseiler, Maria Walcher und Wolfgang Wirth
kuratiert von Sabine Gamper
https://www.kuenstlerschaft.at/exhibition/ecologies-of-care-2/
A SENTIMENTAL LANDSCAPE
Die Erfindung der Landschaft nach Goethe
am Freitag 14. August 2020 um 18 Uhr im MAG, Museo Alto Garda, Riva del Garda
Mit den Werken der Künstler*innen: Alterazioni Video, Luca Coser, Gerhild Diesner, Jeanne Faust / Jörn Zehe, Ursula Groser, Martin Kippenberger, Alexandra Kontriner, Artur Nikodem, Alessandro Piangiamore, Lois Weinberger sowie Johann Wolfgang von Goethe, Angelika Kauffmann, Pietro Marchioretto, Franz Edmund Weirotter
Order from noise
Eröffnung 22.1.2020 um 19.00 Uhr in der openspace.innsbruck, Mentlgasse 12b, 6020 Innsbruck, Austria
Masc Foundation
ROOM 105
6. April 2019 – 25. Mai 2019, widmertheodoridis, Fallackerstrasse 6, CH 8360 Eschlikon
Kunst | Sammlung | Universität
Kunst in Tirol nach 1945
Bestandskatalog der Sammlung des Instituts für Kunstgeschichte
der Universität Innsbruck samt einer Dokumentation der Nachlässe
und Legate sowie Kunstprojekte im universitären Raum
Mittwoch 23. Jänner 2019, 18 Uhr
TAXISPALAIS Kunsthalle TirolMaria-Theresien-Straße 45, 6020 Innsbruck
animiert
James Clay, Othmar Eder, Sabine Groschup, Ursula Groser, Anna-Maria Hörfarter, Renate Schrott-Egger
Donnerstag, 01. März 2018 um 19.00
und Freitag, 02. März 2018 von 11.00 – 17.00
NEUE GALERIE, Rennweg 1, Großes Tor, Hofburg, 6020 Innsbruck